Ideen und Visionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Auftaktveranstaltung am 29.10.18 in Hannover – der Versuch einer Zusammenfassung der Sprechblasen-Statements:
Wir schreiben das Jahr 2040. Endlich herrscht Bildungsgerechtigkeit im Land. Über Inklusion wird nicht mehr diskutiert, Vielfalt wird längst als Qualität erkannt – „Gemeinsam verschieden lernen“ gilt als zentrales Motto in Niedersachsens KiTas und Schulen. Die Freude am Lernen steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die individuelle Förderung und Potentialentfaltung eines jeden einzelnen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erhalten die Zeit und den Freiraum, den sie für ihre Entwicklung benötigen. Sie lernen selbstbestimmt, angstfrei, von- und miteinander und erleben wertschätzende Kommunikation „auf Augenhöhe“. Lerngruppen sind nicht nur jahrgangs-, sondern oft auch bildungsinstitutionsübergreifend. Ältere unterstützen Jüngere und lernen gleichzeitig von ihnen, sie erleben so Selbstwirksamkeit und entwickeln ein Verantwortungsbewusstsein.
Schulen haben in Sachen Partizipation, Ganzheitlichkeit, Resilienzförderung und selbstbestimmtes Lernen viel von den bereits vorhandenen Erfahrungen der KiTas gelernt. Multiprofessionelle Teams begleiten junge Menschen von der Krippe bis zur berufsbildenen Schule. Die Lehrer- und Erzieherausbildung wurde entsprechend verändert, die Potenziale der Studienseminare als „Medium“ zwischen gesellschaftlichem Fortschritt, neuer Lernkultur, kreativen Kindern und Jugendlichen sowie den auszubildenden Fachkräften als Multiplikatoren werden besser ausgeschöpft und als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis genutzt.
Insgesamt wird der „Stimme der Kinder“ eine größere Bedeutung beigemessen. Ihr Mitspracherecht bei Lerninhalten und Lernformen wurde gestärkt, ihre Expertise wird aktiv für die Gestaltung und Weiterentwicklung von Lernräumen und Lernstrukturen genutzt. Junge Menschen erleben in Kita und Schule Demokratie durch Beteiligung, sie werden ernstgenommen und gehört, übernehmen Verantwortung für sich selbst, für andere und für ihre Umwelt.
Kreatives Denken ist gefragter denn je, das „Abtauchen“ in Themen und Inhalte, die KiTa-Kinder, Schülerinnen und Schüler wirklich interessieren, wird unterstützt und gefördert. Kerncurricula und Bildungspläne dienen hier nur als Rahmen, starre Regeln existieren nicht mehr, formale Eckpunkte sind auf das Wesentliche reduziert. In der Beurteilung erbrachter Leistungen gilt „Schatzsuche statt Fehlerfahndung“, Noten und Zensuren sind längst durch andere Formen der Bewertung abgelöst. Die Orientierung an Stärken ist oberste Prämisse, Talente, Begabungen und Erfahrungen aller Beteiligten werden aktiv genutzt und individuell gefördert.
An zahlreichen „Leuchtturmschulen“ lässt sich erkennen, wie auch die Architektur die neuen Lernstrukturen abbildet und unterstützt. Lernräume sind offener gestaltet als noch vor 20 Jahren, verschiedene „Inseln“, Lernbüros und Ateliers bieten Angebote zum Entdecken, Erforschen, Besprechen, Bearbeiten und Entspannen. Schülerinnen und Schüler verantworten ihre Studierzeit selbst, arbeiten in Kompetenzgruppen und Projekten zusammen und erproben sich an Praxistagen außerhalb des Schulgeländes, z.B. auf Bauernhöfen. Die Zusammenarbeit mit freien Bildungsträgern wurde in den letzten Jahren ebenso intensiviert wie die Kooperation mit Vereinen und Trägern der Jugendarbeit.